Es ist an sich schon eine Schande, dass es 2021, also 110 Jahre nach dem erst­mals inter­na­tio­nal began­ge­nen Frau­en­tag immer noch eines als Kampf ‑und Fei­er­tag orga­ni­sier­ten Datums bedarf, um in beson­de­rer Weise für die Rechte von Frauen einzutreten.
Die Ver­ein­ten Natio­nen erklär­ten 1975 den 8. März zum “Tag der Ver­ein­ten Natio­nen für die Rechte der Frau und den Welt­frie­den” – ein bemer­kens­wer­ter Zusam­men­hang. Der Inter­na­tio­nale Frau­en­tag ist inzwi­schen in 26 Län­dern gesetz­li­cher Fei­er­tag: das sind nicht viele, die mehr oder weni­ger sym­bo­lisch auf des­sen Anlie­gen hin­wei­sen. Dass Deutsch­land nicht dabei ist, muss nicht erst im WWW gecheckt wer­den. Und ob in der Bun­des­re­pu­blik wenigs­tens wei­tere Län­der dem Bei­spiel Ber­lins fol­gen und einen gesetz­li­chen Fei­er­tag fest­schrei­ben? Natür­lich wäre es damit auch nicht getan: Zwi­schen Frauen und Män­nern in Deutsch­land klafft z.B. noch einen Ver­dienst­un­ter­schied von 19 Prozent.

Der dies­jäh­rige Welt­frau­en­tag wird am 8. März auch unter dem Ein­druck der Corona-Pan­de­mie began­gen. Covid 19 und die staat­li­chen und gesell­schaft­li­chen Pro­zesse in ihrem Gefolge ver­schär­fen die Ungleich­hei­ten zwi­schen Frauen und Män­nern – glo­bal und auch in Bran­den­burg Es sind vor allem Frauen, die in unter­be­zahl­ten Beru­fen arbei­ten, von denen etli­che seit der Pan­de­mie als sys­tem­re­le­vant wahr­ge­nom­men wer­den. Um auf das Jah­res­ge­halt einer Pfle­ge­kraft zu kom­men, braucht der Vor­stands­chef eines DAX ‑Unter­neh­mens trotz­dem nur ca. andert­halb Tage. Und schauen Sie gern mal nach, wie­viele Che­fin­nen es mit einem durch­schnitt­li­chen Jah­res­ge­halt von 5,6 Mio € gibt *.

In der Krise sind beson­ders Frauen von Ein­kom­mens­ver­lus­ten betrof­fen, die sie durch Schlie­ßun­gen, Kurz­ar­beit und Arbeits­lo­sig­keit erfah­ren. Gleich­zei­tig über­neh­men sie den größ­ten Teil der Haus- und Fami­li­en­ar­beit oder das Home-Schoo­ling. Glo­bal leis­ten Frauen ca. drei Vier­tel der unbe­zahl­ten Care-Arbeit, das sind 12 Mil­li­ar­den Stun­den – pro Tag! Eine Wert­schöp­fung, die z.B. dem drei­fa­chen Umsatz der IT-Bran­che ent­spre­chen würde, die momen­tan mega Gewinne einfährt *.
Vor allem im Glo­bale Süden, wo oft­mals keine oder nur mar­gi­nale sozia­len Siche­rungs­sys­teme das Schlimmste ver­hin­dern wie in den rei­che­ren Län­dern, sind es bei den ein­kom­mens­schwa­chen Schich­ten wie­derum die Frauen, die am gefähr­dets­ten sind. Nur 54 von 195 Staa­ten haben bis August 2020 als Reak­tion auf Corona soziale Schutz­maß­nah­men spe­zi­ell für Frauen und Mäd­chen eingeführt*.

Dass all dies drin­gend Ver­än­de­rung bedarf, ist ja wohl klar!

Uwe Prü­fer
VENROB e.V. — das Lan­des­netz­werk ent­wick­lungs­po­li­ti­scher NRO in Brandenburg

8. März 2021

(*Diese Daten sind ent­nom­men aus: Das Ungleich­heits­vi­rus. OXFAM Deutsch­land e.V., 2021)