Venrob FEB 8 (2018) – Brandenburg – Da lässt sich was entwickelnFEB Aus­gabe 9 (2019)

Forum Entwicklungspolitik Brandenburg

wird her­aus­ge­ben vom VENROB e.V.
FEB Aus­gabe 8 (2018)
Heike Möl­ler (Hrsg.)
“Bran­den­burg – Da lässt sich was ent­wi­ckeln!”
© Welt­Trends, Pots­dam 2018
ISBN 978 – 3‑947802 – 14‑2
37 Sei­ten /​ kos­ten­frei
Bestel­lung: info@venrob.org

Heike Möller (Hrsg)

Brandenburg –
Da lässt sich was entwickeln!

Vom tieferen Sinn der Hoffnung

„Hoff­nung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut aus­geht, son­dern die Gewiss­heit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“

Václav Havel

Zu die­sem Zitat des tsche­chi­schen Dra­ma­ti­kers und Poli­ti­kers fal­len einem viele The­men ein: die Ursa­chen und Fol­gen des Kli­ma­wan­dels, Migra­tion, zuneh­men­der Auto­ri­ta­ris­mus, Glo­ba­li­sie­rung, Digi­ta­li­sie­rung, Ein­schrän­kung per­sön­li­cher Frei­heits­rechte, Hyper­kon­sum, die Frei­heit zur Selbst­ent­mün­di­gung, Brexit, Ame­rica First, #MeToo … Die Liste ließe sich belie­big ergän­zen. Das muss doch alles irgend­ei­nen Sinn erge­ben, damit die Hoff­nung nicht doch noch stirbt – oder gehen wir frü­her? Im bes­ten Fall ja, aber unsere Nach­fah­ren wer­den daran arbei­ten müs­sen, was unsere Gene­ra­tion ver­bockt hat. Aber was soll‘s, auch wir als Gene­ra­tion muss­ten den Mist unse­rer Vor­fah­ren aus­ba­den – das 20. Jahr­hun­dert bot genug davon. Aber eben auch eine bis dato unbe­kannte wirt­schaft­li­che lange Phase der Pro­spe­ri­tät, in der wir unsere heu­tige Vor­stel­lung von Demo­kra­tie und Men­schen­rech­ten, Wirt­schafts­wachs­tum und Wohl­stands­meh­rung, Selbst­be­stim­mung und Rechts­emp­fin­den hegen und pfle­gen konn­ten – die einen in der offi­zi­ell zugäng­li­chen Welt, die ande­ren in einer geschlos­se­nen Gesell­schaft, zu der nur die­je­ni­gen Zugang haben, die über das nötige Ein­tritts­geld verfügen.

Gesell­schaft­li­che Teil­habe ist weder selbst­er­klä­rend noch selbst­ver­ständ­lich. Zahl­rei­che Unter­su­chun­gen bestä­ti­gen die zuneh­mende Spal­tung unse­rer Gesell­schaft in Arm und Reich auf Kos­ten der Mit­tel­schicht. Zuge­hö­rig­keit defi­niert sich über unsere früh­kind­li­che Prä­gung. Des­halb sind Bil­dung und ethisch-mora­li­sche Grund­kennt­nis­sen das Fun­da­ment unse­rer Gesell­schaft. Des­halb ist es so wich­tig, den Blick zu wei­ten, über den hei­mi­schen Tel­ler­rand hin­aus­zu­den­ken und das Gemein­same und Ver­bin­dende zu suchen, anstatt das Fremde und Tren­nende zu fin­den und zu beto­nen. Das Auf­ein­an­der-Zuge­hen auf der Suche nach dem Dia­log und dem ver­bin­den­den Gemein­sa­men ist das Gebot der Stunde und genau hier setzt das Forum Ent­wick­lungs­po­li­tik Bran­den­burg an mit die­ser mitt­ler­weile ach­ten Ausgabe.

Dreh- und Angel­punkt sind auch in die­ser Aus­gabe wie­der die Ergeb­nisse des seit neun Jah­ren jähr­lich statt­fin­den­den Round Table Ent­wick­lungs­po­li­tik Bran­den­burg. In sei­ner Ent­wick­lung betrach­tet, ist hier ein gutes Stück Arbeit geschafft wor­den. Der Round Table hat sich als Arbeits­gre­mium für seine Inter­es­sens­grup­pen bewährt: Promotor*innenprogramme wur­den welt- und kirch­li­cher­seits ins Leben geru­fen, Bil­dung für nach­hal­tige Ent­wick­lung (BNE) beginnt Ein­gang in die Cur­ri­cula der Schu­len zu fin­den, BREBIT macht Schule, Tan­dem-Pro­gramme für und von Migrant*innen zum Glo­ba­len Ler­nen sind auf­ge­legt, Faire Städte, Schu­len und Gemein­den bekom­men lang­sam, aber sicher auch in Bran­den­burg Zulauf und ver­lie­ren ihren Sta­tus als Leucht­turm­pro­jekte usw. Wenn ich etwas oder jeman­den ver­ges­sen habe – er/​sie möge mir ver­zei­hen, das kommt vor. Alles braucht seine Zeit, selbst der Bran­den­bur­gi­sche Städte- und Gemein­de­tag in Per­son sei­nes seit Februar 2018 neuen Geschäfts­füh­rers Jens Graf. Seine Ant­wor­ten zur Agenda 2030 fin­den sich auf den Sei­ten 17 bis 19.

Wer wis­sen will, wel­che Wirt­schafts­un­ter­neh­men in Bran­den­burg sich in jün­ge­ren Jah­ren der Nach­hal­tig­keit ver­schrie­ben haben, dem sei der Bei­trag des EZ-Scouts vom Bun­des­mi­nis­te­rium für wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit und Ent­wick­lung (BMZ) an der Pots­da­mer Indus­trie- und Han­dels­kam­mer Bernd Wibel nahe­ge­legt. Vom mobi­len Ana­ly­se­la­bor über Insek­ten­brü­ter zur bio­lo­gi­schen Schäd­lings­be­kämp­fung hin zum Export des dua­len Berufs­aus­bil­dungs­sys­tems fin­den sich erstaun­lich viele gute und rea­li­sierte Ideen, die in Bran­den­burg ent­wi­ckelt und umge­setzt werden.

Poli­tik wird nicht – auch nicht mehr in Bay­ern – von den Kan­zeln aus gemacht. Wie stellt sich die evan­ge­li­sche Lan­des­kir­che zu den Wah­len im bran­den­bur­gi­schen „Super­wahl­jahr“ 2019? Was sagt der Begriff „Nächs­ten­liebe“ über die Inter­pre­ta­tion des kirch­li­chen Auf­trags aus, wie lässt sich der Dienst am Ein­zel­nen in ein gesell­schaft­li­ches Gesamt­kon­zept des sozia­len Mit- und Für­ein­an­der brin­gen? Patrick Schna­bel benennt die Her­aus­for­de­run­gen, denen die Kir­che – und viel­leicht der Glau­ben als sol­cher – dis­kurs­lei­tend begeg­net und einen Raum für Aus­ein­an­der­set­zung bietet.

Ent­wick­lungs­hilfe oder ent­wick­lungs­po­li­ti­sche Zusam­men­ar­beit, was haben wir damit zu tun? Das Deut­sche Eva­lu­ie­rungs­in­sti­tut der Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit (DEval) stellt in sei­ner jüngs­ten Stu­die erschre­cken­der­weise fest, dass sich in der deut­schen Gesell­schaft – seit 2016 deut­li­cher erkenn­bar und zum Teil sehr aggres­siv offen arti­ku­liert – eine Spal­tung in Bezug auf innere und äußere Soli­da­ri­tät fest­stel­len lässt. Wie diese sich in den Ant­wor­ten der Befrag­ten nie­der­schlägt, ist in einer Zusam­men­fas­sung von Uwe Prü­fer nachzulesen.

Nadine Düppe fragt in ihrem Bei­trag „Glo­ba­les Ler­nen im Rah­men­lehr­plan 1 – 10 für Ber­lin und Bran­den­burg“, warum es nicht „die“ Per­spek­tive der Bil­dungs­ver­wal­tung ist und bezieht sich auf eine Publi­ka­tion, die beschreibt, wie sich drei Cott­bu­ser Grund­schu­len auf den Weg gemacht haben, um im Rah­men eines Modell­pro­jekts zur Schul­pro­fil­ent­wick­lung ihr Schul­pro­fil auf ein Thema der Glo­ba­len Ent­wick­lung aus­zu­rich­ten. Wer dazu mehr wis­sen will, liest auf Seite 20 weiter.

Wer steckt hin­ter VENRO, dem Dach­ver­band der ent­wick­lungs­po­li­ti­schen und huma­ni­tä­ren Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen in Deutsch­land? Was sind ihre Ziele und wofür ste­hen und arbei­ten sie? In Uwe Prü­fers Bei­trag zum Posi­ti­ons­pa­pier 2018 des VENRO „Demo­kra­tie braucht eine starke Zivil­ge­sell­schaft“ fin­den Sie die Ant­wor­ten, in denen Sie sich mög­li­cher­weise wie­der­fin­den – und denen Sie sich anschlie­ßen können.

In die­sem Sinne wün­sche ich eine anre­gende Lektüre!

 

Heike Möl­ler, Pots­dam im Novem­ber 2018