Forum Entwicklungspolitik Brandenburg
wird herausgeben vom VENROB e.V.
FEB Ausgabe 5 (2015)
Heike Möller (Hrsg.)
“Globales Lernen lebenslang!
Nachhaltiges Lernen in Brandenburg aktuell”
© WeltTrends, Potsdam 2015
ISBN 978 – 3‑945878 – 05‑7
43 Seiten / kostenfrei
Bestellung: info@venrob.org
Heike Möller (Hrsg)
Globales Lernen lebenslang!
Nachhaltiges Lernen in Brandenburg aktuell
Wir leben im Informationszeitalter und tun uns doch so schwer damit, neue wissenschaftliche Erkenntnisse in Bildungsinhalte, Didaktik und Methodik umzusetzen. Dabei sollen weder die Qualität der Bildungsabschlüsse Abstriche erfahren noch der Zugang zu Bildung erschwert werden. Gestraffte und sich jährlich ändernde Lehrpläne, der Druck, komplexe Inhalte in weniger Zeit zu vermitteln und immer den Tag der Wahrheit vor Augen, die Prüfung, von der scheinbar so vieles im Leben abhängt? Was kann der einzelne dem entgegenhalten? Der Satz, nicht für die Schule, sondern für das Leben zu lernen, wird nichts von seiner Gültigkeit verlieren, solange wir uns sklavisch dem Diktat unserer Leistungsgesellschaft unterwerfen und diejenigen verstoßen, die sich ihm entziehen oder erst gar nicht antreten, aus welchen Gründen auch immer.
Das Wissen um globale Zusammenhänge praktisch erfahrbar machen, unsere eigene Konsumkultur und ihre globalen Auswirkungen kritisch überprüfen, friedliche Koexistenz auf Augenhöhe üben mit Menschen, die aus anderen Kulturkreisen als dem unsrigen kommen, das und noch vieles andere sind die Herausforderungen, die unsere EINE WELT für uns mündige Bürger bereithält. Und was tun wir? Sobald unsere kuscheligen Komfortzonen ernsthaft bedroht sind, zeigen wir gerne mit dem Finger auf die anderen und beklagen unsere Unfähigkeit. Spätestens in diesem Moment ist es an der Zeit, innezuhalten und momentan Unvorstellbares gedanklich möglich zu machen. Fragen zu stellen, die befreit sind von der Zensur der Selbstkontrolle, um neue, andere Antworten zu finden.
Was haben urbane Ballungsräume und ländliche Lebensräume gemeinsam? Zentrale Orte, an denen Menschen zusammenkommen, um zu lernen. Gerade weil unsere Gesellschaft so fragmentiert ist, bedürfen diese Orte des Lernens sowie die Lehrenden einer viel größeren Wertschätzung, angefangen von der Kita bis zur Seniorenuniversität. Globales Lernen lehren und lernen findet an diesen Orten statt – eine zeitgemäße Interpretation des humboldtschen Bildungsideals. Auch in dieser Ausgabe haben wir versucht, die Bandbreite zwischen globaler Politik und nationaler respektive landespolitischer Praxis darzustellen und Lehrende und Lernende zu Wort kommen zu lassen.
Den großen Bogen schlägt Heike Molitor, Professorin an der Fachhochschule Eberswalde, mit ihrer Vorstellung der UNESCO Roadmap zur Umsetzung des Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Darin wird eine Neuorientierung von Bildung und Lernen gefordert, die nicht nur auf den Zugang zu Bildung abzielt, sondern auch auf die aus dem Lernen resultierende Befähigung, sich für nachhaltige Entwicklung einzusetzen.
Ulrike Lerche von der Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke in Deutschland e.V. (agl) gibt einen Überblick über die Arbeit und das Engagement der mehr als 85 Promotor/innen, die zu verschiedenen Themenbereichen arbeiten, darunter auch für Globales Lernen. Mit Beratungs‑, Vernetzungs- und Qualifizierungsmaßnahmen sowie Aktionen und Kampagnen unterstützen sie unterschiedlichste Zielgruppen in ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement.
Auch die Vermittlung des Globalen Lernens unterliegt dem Wandel. Einstündige Diavorträge, wie sie noch vor 20 Jahren gang und gäbe waren, sind out – methodisch abwechslungsreich gestaltete Projekttage sind in, so lässt sich kurz zusammenfassen, was Uwe Berger in seinem Beitrag über das Globale Lernen im Wandel der Zeit unterhaltsam schildert. Damit verbunden sind auch der Prozess der Selbsterkenntnis und der Perspektivwechsel derjenigen, die aus den Ländern des globalen Südens zurückkommen und ihre Erfahrungen als Referent/innen für alle Altersstufen wiedergeben.
Birgit Mitawi von Demokratie und Integration Brandenburg e. V. (RAA Brandenburg) berichtet praxisnah, wer für das Globale Lernen in Brandenburg steht. Zur mittlerweile größten Aktion für Globales Lernen in Brandenburg haben sich die jährlich stattfindenden Brandenburger Entwicklungspolitischen Bildungs- und Informationstage (BREBIT) – 2004 ins Leben gerufen – entwickelt, getragen von Mitgliedern fünf entwicklungspolitischer Vereine. Ziel ist es nicht nur, möglichst viele Menschen für entwicklungspolitische Themen und Bildung für nachhaltige Entwicklung zu interessieren, sondern Anknüpfungspunkte an Brandenburger Lehrpläne zu zeigen, um die Welt in die Schule zu holen.
Die Bedeutung des Orientierungsrahmens (OR) für den Lernbereich Globale Entwicklung (LBEG) stellt der Mitarbeiter des LISUMs, Michael Rump-Räuber dar. Über 40 Expert/innen aus dem Bildungssektor haben diesen Orientierungsrahmen erarbeitet, dessen erste Fassung 2007 erschienen ist und dessen zweite Fassung im Juni 2015 vorgestellt wurde. Flankiert wird dieser von einem Bericht über den aktuellen Stand des Gesamtprojekts Rahmenlehrplanentwicklung Bran- denburg. Nadine Düppe informiert über die Ergebnisse der zwischen November 2014 und März 2015 stattgefundenen Umfrage zum Thema „Nachhaltige Entwicklung / Lernen in globalen Zusammenhängen“. Gegenwärtig wird geprüft, wie diese Eingang in den Rahmenlehrplan finden.
Der umfangreichste Teil der Broschüre widmet sich der Dokumentation der Bildungstagung „Bildung. Gerechtigkeit. Zukunft“, die am 4. Dezember 2014 in Potsdam stattgefunden hat. Hier finden die Leser/innen neben den Zusammenfassungen der Podiumsdiskussion und den nachfolgenden acht Workshops anregende Inputs und Diskussionen mit Teilnehmer/innen aus allen Bereichen, die mit Bildung zu tun haben. Hier gibt es spannende Einblicke in die Arbeit der Referent/innen, die im Bereich des Globalen Lernens und nachhaltiger Entwicklung unterwegs sind.
Abgerundet wird das Heft durch das Positionspapier zum Globalen Lernen der agl, das Dokument für die Konstituierende Sitzung der Nationalen Plattform Bildung für Nachhaltige Entwicklung am 29. September 2015 in Berlin sowie die Vorstellung der neuen enwicklungspolitischen Promotor*innen im Land Brandenburg.
Heike Möller, Potsdam im November 2015