Venrob FEB 3 (2013) | Entwicklungspolitik - Ein zu weites Feld?FEB Aus­gabe 3 (2013)

Forum Entwicklungspolitik Brandenburg

wird her­aus­ge­ben vom VENROB e.V.
FEB Aus­gabe 3 (2013)
Heike Möl­ler (Hrsg.)
“Ent­wick­lungs­po­li­tik – Ein zu wei­tes Feld?”
© Welt­Trends, Pots­dam 2013
ISBN 978 – 3‑941880 – 79‑5
38 Sei­ten /​ kos­ten­frei
Bestel­lung: info@venrob.org

Heike Möller (Hrsg)

Entwicklungspolitik –
Ein zu weites Feld?

Zumin­dest ist es ein Span­nungs­feld zwi­schen dem Ver­trau­ten und dem Frem­den, wobei das Ver­traute erst das Bewusst­sein schafft für das Fremde. Wie viele uns ver­traute Denk- und Ver­hal­tens­wei­sen müs­sen wir täg­lich neu jus­tie­ren und den sich stän­dig ver­än­dern­den Gege­ben­hei­ten anpas­sen? Wir alle reden von Glo­ba­li­sie­rung und erken­nen doch immer nur Aus­schnitte davon.
Wir neh­men ihre Annehm­lich­kei­ten als irrever­si­ble Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten hin und glau­ben, uns mit Igno­ranz vor ihren Unan­nehm­lich­kei­ten schüt­zen zu kön­nen. Weit gefehlt, denn Ent­wick­lungs­po­li­tik, Glo­ba­li­sie­rung und Nach­hal­tig­keit sind die zwei Sei­ten ein und der­sel­ben Medaille!

Um sich das Fremde ver­traut zu machen, bedarf es nicht erst Not- oder Kri­sen­zei­ten. Ent­wick­lungs­part­ner­schaf­ten in Frie­dens­zei­ten sind keine Geber-Neh­mer­län­der-Bezie­hun­gen im klas­si­schen Sinne mehr, als wir im Wes­ten aus dem Zen­trum in die Peri­phe­rie blick­ten und mein­ten, alle ande­ren auf Augen­höhe heben zu müs­sen, um sie wahr­zu­neh­men. Part­ner­schaf­ten sind geprägt von bei­der­sei­ti­gem Geben und Neh­men. Nur wenn ich als Land, Stadt oder Gemeinde weiß, was ich will, kann ich auch for­mu­lie­ren, was ich bereit bin dafür zu geben und so fin­det ein Aus­tausch – auch über Kon­ti­nente hin­weg – statt. Vor­aus­set­zung dafür ist das Wis­sen darum.

Als die Römer für ihre Erobe­rungs­feld­züge die Wäl­der im Mit­tel­meer­raum abholz­ten, um dar­aus ihre Schiffe und Luxus­gü­ter zu bauen, wuss­ten sie es viel­leicht noch nicht bes­ser. Wenn heute rie­sige Flä­chen Regen­wald in Süd­ame­rika oder Süd­ost­asien abge­holzt wer­den und der kost­bare Boden zur Kor­ro­sion ver­ur­teilt wird, weiß man mitt­ler­weile um die Fol­gen – und bekommt sie zu spü­ren. Der Kli­ma­wan­del ist keine Glau­bens­frage mehr, son­dern Rea­li­tät. Hier hilft im Grunde nur radi­ka­les Umden­ken hin zur Nach­hal­tig­keit – im gro­ßen wie im klei­nen Maßstab.

So schwappt die Woge der Nach­hal­tig­keit in die Amts­stu­ben bran­den­bur­gi­scher Kom­mu­nen und trifft nicht immer auf infor­mierte und vor­be­rei­tete Ent­schei­der. Geht es doch darum, bewusst vom beque­men Pfad des „so haben wir es schon immer gemacht“ abzu­wei­chen und sich der schein­bar unlös­ba­ren Auf­gabe zu stel­len, über rich­tig und falsch, bil­lig oder teuer zu ent­schei­den und diese Beschlüsse gegen­über den Mit­bür­gern zu vertreten.

Beim Thema „Kom­mu­nale Beschaf­fungs­po­li­tik“ geht es um Geld, genauer gesagt um sehr viel Geld. Rund 260 Mil­li­ar­den Euro flie­ßen ins­ge­samt in die öffent­li­che Beschaf­fung jedes Jahr, allein in Bran­den­burg sind es jähr­lich drei Mil­li­ar­den Euro. Diese Bro­schüre soll Infor­ma­tio­nen und Hil­fe­stel­lun­gen für kom­mu­nale Ent­schei­der und Aus­füh­rende bie­ten und mit Bei­spie­len aus der Pra­xis Wege auf­zei­gen, wie gesetz­li­che Vor­ga­ben in prak­ti­sches kom­mu­na­les Han­deln umge­setzt wer­den können.

Heike Möl­ler, Pots­dam im Dezem­ber 2013